Viele Sicherheits- und Servicekräfte sind gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt – so auch das Zugbegleitpersonal im Nah- und Fernverkehr. Oftmals sind sogar Fahrgäste betroffen. Um Konfliktsituationen entgegenwirken zu können, setzen Verkehrsunternehmen zunehmend auf technische Lösungen wie Body-Cams, die die Sicherheit des Personals und der Mitreisenden gewährleisten sollen.
Um das Potenzial der Body-Cam zu erforschen, wurde eine Feldstudie im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen zum Regeleinsatz in Zügen des SPNV rund um Köln durchgeführt, die von der LOGO evaluiert wurde. Die zwischen 2018 und 2020 durchgeführte Untersuchung fokussierte sich u. a. auf die Untersuchung der deeskalierenden Wirkung der Body-Cams und auf ihre Akzeptanz bei Beschäftigten und Fahrgästen. Daraus resultierend ist ein evidenzbasiertes Schulungskonzept für Body-Cam tragendes (Zug-)Personal entwickelt worden, dessen wesentliche Elemente im Verlaufe des Artikels vorgestellt werden.
Auch die Body-Cams von NetCo, die sich durch einen leistungsfähigen Akku und ein großes, hochwertiges Display auszeichnen, wurden im Rahmen dieser Studie eingesetzt.

Was ist das Ergebnis der Body-Cam Wirkungsstudie?
Die durchgeführte Studie zeigt die präventiven Eigenschaften der Body-Cam auf und belegt, dass die Körperkameras zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl in Zügen beitragen. Über 90% des beteiligten Sicherheitspersonals und der Fahrgäste bringen der Body-Cam als technische Sicherheitsförderung dementsprechend eine hohe Akzeptanz entgegen. Nur ein geringer Teil der Fahrgäste steht der Body-Cam aufgrund von Datenschutzgründen und Eingriffen in Persönlichkeitsrechte kritisch gegenüber.
Die Body-Cam als Einsatzmittel hat folglich eine beruhigende und vorbeugende Wirkung und wird von der Studienerprobungsgruppe als positiv bewertet. Herausgefunden wurde jedoch auch, dass diese Wirkung nicht automatisch mit dem Anlegen der Kamera garantiert wird, sondern dass es eines professionellen Umgangs bedarf, um das komplette Potenzial der Body-Cam nutzen zu können. Daher ist es essenziell, das Personal vor dem Einsatz der Body-Cam korrekt und evidenzbasiert zu schulen.
Wie wird das Personal bestmöglich auf den Body-Cam Einsatz vorbereitet?
Aus den Ergebnissen der Body-Cam Wirkungsstudie wurden Inhalte für eine Deeskalationsschulung abgeleitet, sodass das Personal vor Übergriffen geschützt wird, die u.a. auch auf das Tragen der Body-Cam zurückzuführen sind.
Wichtige Bestandteile einer Body-Cam Deeskalationsschulung sind zusammengefasst:
- Technische Aspekte
- Rechtliche Aspekte
- Einstellungs- und verhaltensbezogene Elemente
- Nutzung von min. einer funktionstüchtigen Body-Cam
Im Vorfeld an einen Body-Cam Einsatz muss das Personal mit allen technischen Funktionen der Body-Cam vertraut gemacht werden, damit jeder Griff sitzt, wenn sich eine Situation zuspitzt. Zudem ist es wichtig, sich auch mit den rechtlichen Aspekten zu befassen, damit sowohl die Body-Cam rechtskonform verwendet werden kann als auch die Vorschriften zum Datenschutz gegenüber Fahrgästen verständlich wiedergegeben werden können.
Neben technischen und rechtlichen Aspekten sollte intensiv auch auf die Vermittlung von einstellungs- und verhaltensbezogenen Elementen geachtet werden: Um die Eskalationswahrscheinlichkeit zu minimieren, müssen Situationen korrekt eingeschätzt werden können. Hierbei ist zentral, wann und wie auf die Körperkamera hingewiesen wird und wann sie in einer kritischen Situation aktiviert wird. Handelt das Personal hierbei unsensibel und schaltet die Body-Cam beispielsweise zu früh ein, kann dies nachweislich kontraproduktiv und selbstgefährdend wirken.
Des Weiteren sollte dafür gesorgt werden, dass mindestens eine funktionstüchtige Body-Cam während der Schulung eingesetzt wird, damit dem Einsatzpersonal die Body-Cam nicht nur detailliert vorgeführt, sondern auch die korrekte Handhabe der Kamera erprobt werden kann. Zudem kann nur die Auswertung der Gesprächssimulation Anlege- und Positionierungsfehler aufzeigen, denn wenn die Kamera das Gegenüber nicht erfasst, kann sich weder ein präventiver noch ein repressiver Nutzen entfalten. Außerdem können die Unsicherheiten und Gefährdungen im Gebrauch der Body-Cam auf diese Weise verdeutlicht werden. Zu welchem Zeitpunkt und auf welche Weise die Body-Cam in einer potenziell kritischen Situation eingeschaltet wird, sollte bereits während der Schulung gut eingeübt werden, sodass negativen Erfahrungen im Umgang mit der Body-Cam in der Realität entgegengewirkt werden kann.
Fazit: Deeskaltionsschulungen für einen erfolgreichen Body-Cam Einsatz
Das Wissen über die korrekte Einsatzweise, die angemessene Einstellungen zur Body-Cam, ein geschultes Urteilsvermögen und die souveräne Handhabung entfalten nur gemeinsam ihre positive Wirkung und sorgen für die Prävention und Deeskalation von (potenziell) kritischen Situationen. Daher sind Body-Cam Schulungen im Vorfeld des Einsatzes dringend zu empfehlen und schützen das Einsatzpersonal vor Übergriffen. Die oben genannten Schulungsempfehlungen wurden evidenzbasiert abgeleitet, das Schulungskonzept selbst mit Einsatzpersonal erprobt und optimiert. Seit 2020 bietet LOGO Body-Cam Deeskalationsschulungen auch für Personal außerhalb des SPNV (z. B. Flughafensicherheit, Ordnungsamt) an.
Zur Person
Udo Kluttig ist Diplom-Psychologe und seit 30 Jahren als Trainer, Dozent und Wissenschaftler tätig. Dabei ist er zu den Themenbereichen Gewalt und Deeskalation bundesweit aktiv und unterstützt Unternehmen als Geschäftsführer der LOGO Bochum bei der Erstellung von evidenzbasierten Schulungskonzepten sowie bei der Ausbildung von Mitarbeitenden. 2018 bis 2020 hat er im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen die Wirkung von Body-Cams im SPNV evaluiert.
Kontakt: LOGO, Gesellschaft für Schulung und Beratung, Alleestr. 119a, 44793 Bochum, 0234/332156, mail@logo-bochum.de